Im Jahre 1864 verstarb der dänische König Friedrich VII. Mit ihm erlosch die Personalunion Schleswig-Holsteins mit der dänischen Krone, weil der Nachfolger - Christian IX. - aus einer weiblichen Nebenlinie abstammte und in Schleswig-Holstein nicht erbberechtigt war. Beim Versuch des neuen dänischen Herrschers, Schleswig-Holstein in den dänischen Staat einzugliedern, baten die Stände Schleswig-Holsteins den Deutschen Bund um Hilfe, um sich endgültig von Dänemark zu trennen. Nach dem Sieg der Bundestruppen über Dänemark wurde 1865 in der Gasteiner Konvention festgelegt, Schleswig unter preußischer und Holstein unter österreichischer Verwaltung in den Deutschen Bund einzuführen. Österreich war mit dieser Kompromißlösung nicht zufrieden und wollte stattdessen nach dem Vorschlag der schleswig-holsteinischen Stände den nach der Erblinie eigentlichen berechtigten Friedrich v. Augustenburg zum Herzog ernennen lassen. Als Österreich Anfang 1866 diesen Antrag im Deutschen Bundestag stellte, sah sich Preußen hintergangen und ließ das noch österreichische Holstein besetzen. Um die übrigen deutschen Staaten im sich anbahnenden preußisch-österreichischen Krieg neutral zu halten, stellte Bayern im Bundestag den Antrag, die preußischen sowie österreichischen Truppen aus dem Bundesheer zu entfernen und für den Fall einer Aggression einer der beiden Konfliktparteien gegen die übrigen deutschen Staaten die restlichen Bundestruppen zu mobilisieren.

Preußen versuchte nun, mit Versprechungen den neutralen Deutschen Bund zu spalten und Verbündete gegen Österreich zu finden. Preußen bot dem König von Hannover das Großherzogtum Oldenburg, sowie Waldeck und Lippe zur Annexion an, wenn es auf preußischer Seite in den Krieg zöge. Doch Georg V. blieb dem Bund treu, im Gegensatz zu einigen anderen Fürsten deutscher Kleinstaaten, die sich von den preußischen Versprechungen verlocken ließen.

Als es schließlich zum Krieg zwischen Österreich und Preußen kam, wurde auch die Befürchtung Bayerns Wirklichkeit: Preußen sah seine Chance, die Führung Deutschlands zu übernehmen und damit die Neuaufteilung des Gebietes zu seinen Gunsten entscheiden zu können: Aus dem preußisch-österreichischem Krieg entwickelte sich der preußisch-deutsche Krieg, da Preußen den neutral gebliebenen deutschen Bundesstaaten - unter ihnen auch dem Königreich Hannover - den Krieg erklärte. Noch bevor sich die hannöverschen Truppen mit denen der süddeutschen Staaten vereinigen konnten, kam es bei Langensalza in Thüringen zur Schlacht zwischen der hannöverschen Armee und preußischen Truppen. Zwar siegten die Hannoveraner, doch gegen die nachrückenden Preußen hätten sie keinen weiteren Sieg erringen können und kapitulierten. Als am 3. Juli 1866 Preußen bei Königgrätz die österreichischen Truppen schlug, war das Schicksal des 1815 gegründeten Deutschen Bundes besiegelt. Auf den Rat Bismarcks verleibte sich Preußen die Länder Hannover, Schleswig-Holstein, Hessen-Kassel (Kurhessen), Nassau, einen Teil Hessen-Darmstadts sowie die bislang freie Stadt Frankfurt am Main als Provinzen ein. Zusammen mit den übrigen norddeutschen Ländern gründete Bismarck den Norddeutschen Bund und schloß mit den süddeutschen Ländern Bündnisse. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurde 1871 das Deutsche Reich gegründet und Österreich endgültig aus Deutschland ausgeschlossen.

Zum zweiten Male hatten die Preußen nun das Land Hannover besetzt. Während seines Feldzuges hatte Napoléon 1805 das Kurfürstentum Hannover an Preußen abgetreten, das es aber nach seiner Niederlage bei Jena und Auerstedt 1806 zurückgeben mußte. Hannover bildete daraufhin zusammen mit Hessen-Kassel und Braunschweig bis zum Sieg über Napoléon das Königreich Westfalen.

In der Zeit der preußischen Besetzung war das Leben für die Hannoveraner nicht einfach. Die Eigenständigkeit war aufgelöst, man wurde aus Berlin regiert. Wie Katholiken und Sozialdemo- kraten wurden auch die Hannoveraner als Reichsfeinde angesehen, da sie immer noch „ihrem" König treu blieben und ein freies Hannover forderten.

81 Jahre währte dies Unrecht. Als die Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges an die Neugliederung Deutschlands gingen, war ihnen besonders Preußen ein Dorn im Auge: das größte der deutschen Länder, das die Vorherrschaft besessen hatte und von dem nicht nur gegen deutsche, sondern auch gegen europäische Länder Aggressionen ausgegangen waren. Nach der Loslösung der Provinzen vom preußischen Stammland wurde Preußen selbst am 25. Februar 1947 für immer aufgelöst.

Der 23. August 1946 bedeutete für die ehemaligen preußischen Provinzen hingegen die lang ersehnte Freiheit. Durch die Verordnung Nr. 46 der britischen Militärregierung erhielten Hannover und Schleswig-Holstein sowie das neugeformte Nordrhein-Westfalen den Landes- status, d.h. das ehemalige Königreich Hannover wurde von preußischer Hegemonie befreit und als Land Hannover wieder begründet. Für die Hannoveraner war es eine besondere Genugtuung, daß es eine britische Verordnung war; schließlich war der hannöversche König von 1714 bis 1837 in Personalunion König von Großbritannien.

Auf Bemühen des hannöverschen Ministerpräsidenten Hinrich-Wilhelm Kopf schlossen sich die Länder Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe mit Genehmigung der britischen Militärregierung wenige Wochen später, am 1. November 1946 zum heutigen Land Niedersachsen zusammen.

Der niedersächsische Raum 1946

dieser Artikel von mir wurde zum 50. Jahrestag der Wiederherstellung Hannovers in der Heimatbeilage der Allgemeinen Zeitung in Uelzen veröffentlicht.

Die Wiedererrichtung des Landes Hannover - Ein Wochenschaubericht von 1946 -> hier klicken!