Da das Zustandekommen und das Ende der Personalunion etwas kompliziert ist, soll es hier mal durchleuchtet werden. Informantionen zu den einzelnden Kurfürsten und Königen von Hannover sowie des Welfenhauses allgemein finden Sie auf den Seiten SKH Prinz Heinchrichs von Hannover unter http://www.welfen.de

Als im Jahre 1689 King Jacob II. of England der letzte männliche Herrscher aus dem Hause Stuart entthront wurde, ernannte man seinen Schwager, Wilhelm von Oranien zu seinem Nachfolger. Da dieser ohne Nachkommen war, trat seine Nachfolge Queen Anna 1702 an. Anna war eine Schwester King Jacobs II. Auch Anna hatte keine Nachfolgen. Da die anderen Angehörigen des Hauses Stuart katholisch waren, und so nicht thronberechtigt, mußte nach ihrem Tod 1714 ein anderer Nachfolger gesucht werden. Die Tante King Jacobs II., Elisabeth Stuart, war mit Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (Winterkönig von Böhmen) verheiratet. Ihre männlichen Nachkommen waren 1714 bereits verstorben; nur ihre zwölfte Tochter Sophie schien als Thronfolgferin in Frage zu kommen. Diese war mit dem bereits verstorbenen Kurfürsten Ernst August von Hannover verheiratet. Sophie von Hannover verzichtete zugunsten ihres Sohnes, Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, auf ihren Thron. Dieser war seit 1698 Kurfürst von Hannover und wurde so 1714 auch König von Großbritannien und Irland.

 

 

Als König Georg III. von Hannover und England 1820 starb, übernahm sein ältester Sohn, Georg IV. die Amtsgeschäfte als König der beiden Länder. Georg IV. blieb ohne Nachkommen, so daß sein jüngerer Bruder Wilhelm als William IV. sowohl den hannöverschen als auch den englischen Thron im Jahre 1830 bestieg. Auch Wilhelm IV. hatte keine Nachkommen. Dessen nächstjüngerer Bruder Eduard, Herzog von Kent (eine Tochter - Victoria), war bereits gestorben, nicht aber der zweitjüngste Bruder, Ernst August, Herzog von Cumberland. Hier nun setzten die unterschiedlichen Erbfolgegesetze in Hannover und England ein. In England wurde die Tochter des Herzogs von Kent, Victoria, zur Königin gekrönt. Da die weibliche Thronfolge in Hannover nur galt, wenn es keine männlichen Nachkommen mehr gab, bestieg den hannöverschen Thron statt Victoria nun ihr Onkel, der Herzog Ernst August von Cumberland.


Hätte die Personalunion enden dürfen?

- aus medizinischer Sicht -

Queen Victoria trug ein krankhaft verändertes Gen in sich, das zwar bei Ihr keine Krankheit auslöste, dafür aber bei etlichen männlichen Nachkommen. Die Rede ist von Haemophilia, der Bluterkrankheit, die nur erblich übertragen werden kann. Dabei ist ein Gen so verändert, daß ein oder mehrere Protein-Faktoren vom Körper nicht hergestellt werden können, und so das Blut schlechter bis gar nicht mehr gerinnt. Dies Gen liegt auf dem (weiblichen) X-Chromosom. Da Männer sowohl ein X- als auch ein Y-Chromosom haben, bricht bei Ihnen die Krankheit immer aus; bei Frauen nur, wenn beide ihrer X-Chromosomen betroffen sind. Deshalb litt Victoria selbst nicht an dieser Krankheit. Mediziner aus der kalifornischen Universität Berkeley und der britischen Universität Lancaster untersuchten die im europäischem Adel seit Victoria verbreitete Krankheit. Dabei fiel ihnen auf, daß weder Victorias „offizieller“ Vater, Herzog Eduard von Kent an dieser Krankheit litt, noch daß sie in der Familie von Victorias Mutter, Victoria Maria von Sachsen-Coburg-Saalfeld, aufgetreten war. Queen Victoria kann das krankhafte Gen also nicht von ihren Eltern geerbt haben, und eine zufällige Mutation kann mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:50.000 ausgeschlossen werden.

Da nach dem Tode Herzog Eduards seine Frau den Freund des Hauses, Captain John Conroy, heiratete vermuten die beiden Mediziner ihn als Queen Victorias wahren Vater. Die Leichnahmen des britischen Königshauses sind in der Familiengruft in Bleisärgen beigesetzt. Dies würde es möglich machen, noch heute Gewebeproben zu entnehmen und DNA-Tests - im gewissen Sinne einen Vaterschaftstest - durchzuführen.

Englands heutige Königin, Queen Elizabeth II. hat dies untersagt - wohl aus gutem Grund. Wäre Victoria ein uneheliches Kind gewesen, hätte sie nie Anspruch auf den britischen Thron gehabt; die Personalunion zwischen Hannover und England hätte nicht geendet. Queen Elizabeth II. müßte dann heute ihren Thron aufgeben, für den jetzigen welfischen Thronfolger des Königshauses von Hannover.

Ein Artikel zu diesem Thema erschien am 9. Juli 1995 in der Sonntagsausgabe der Times.